Wir blicken in die Zukunft:  24. März 2087

Museumsrundgang im Corona-Museum mit Zeitzeugin Lena

Guide: Sehr geehrte Besucher*innen, ich darf Sie herzlich im Museum der Corona-Pandemie begrüßen!

Ich hoffe, Sie sind bereit für eine Reise zurück ins Jahr 2020 – lange bevor ihr geboren wurdet. Aber eure Großeltern werden sich bestimmt noch gut an dieses außergewöhnliche Jahr erinnern können. Auf unserer Reise durch das Jahr 2020 wird uns auch eine Zeitzeugin begleiten. Ihr Name ist Lena Rauchenwald und sie erlebte die Pandemie hautnah, als sie 18 Jahre alt war. Wenn ihr Fragen habt, dann fragt bitte jederzeit. Ihr müsst nur ein bisschen lauter reden, sie ist schon sehr alt.

Anfangs möchten wir noch wissen, wie war das für Sie Lena? Wie hat alles begonnen, wie hat sich das Virus damals so rasant verbreitet?

Lena: Man meint, dass das Virus auf einem Tiermarkt in Wuhan (China) von einer Fledermaus auf den Menschen übertragen wurde… Da man nicht unbedingt Symptome entwickeln muss, nur weil man infiziert ist, wusste man nicht, ob man nun krank war oder nicht. Als ich das in den Nachrichten gehört habe, dachte ich mir, dass das doch eh nie bis Österreich kommen würde. Es kam aber anders. Durch die Globalisierung, also die Vernetzung der ganzen Welt, wurde es von China aus in alle Länder geschleppt. Manche Verschwörungstheoretiker meinen, dass der Virus in China im Labor gezüchtet worden ist. Ich glaube aber eher nicht daran…
Jedenfalls stiegen die Zahlen der Corona-Fälle in aller Welt rasant an. Am schlimmsten hat es Italien, die USA und Brasilien erwischt. Es folgten mehrere Lockdowns in Österreich, das heißt, alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte blieben geschlossen. Schülerinnen und Schüler mussten ins Home Schooling umsteigen.

Guide: Unvorstellbar!


Raum 1:
Bitte nehmen Sie sich alle hier rechts gegenüber der Kassa eine VR-Brille, um die Bilder in den Räumen zu sehen. Jetzt können wir mit unserer Tour starten!

Raum 2:
In diesem Raum sehen Sie ein Paar, das ein bisschen overdressed einkaufen ist. Das war so, da man nirgends hin durfte außer einkaufen, deswegen hat man diese kurze Zeit außerhalb als Anlass genutzt, um sich einmal wieder eine Jeans anzuziehen oder sogar zu schminken.
Außerdem können Sie ein Bild von einem Mann sehen, der untenrum eine Jogginghose und obenrum einen Anzug trägt. Das war so, weil man in einem Online-Meeting sowieso nur den Oberkörper gesehen hat. Es war also gar nicht wichtig, sich schick anzuziehen.

Raum 3:
Hier können Sie quengelnde Kinder abgeben. Sie werden hier betreut und basteln mit den Pädagogen selbst Masken aus buntem Stoff, so wie man es damals gemacht hat.

Raum 4:
Raum vier ist der Medizinraum. Hier sind ein paar lebenswichtige Dinge ausgestellt, auf die man in der Pandemie einfach nicht verzichten konnte.
Zuerst einmal die Masken: Es gab viele verschiedene Regeln, was die Masken betrifft. Man hat zwischen den selbstgemachten Stoffmasken, FFP2, KN95 und den Medizinmasken unterschieden. Hier auf dem Bild können Sie einen Mann mit einer FFP2 Maske erkennen.

Desinfektionsmittel waren wohl die beliebtesten Flüssigkeiten während der Pandemie in Österreich, sie übertrafen sogar das Bier. Jedes Mal, wenn man etwas angefasst hat, was sich nicht im selben Haushalt befindet, hat man seine Hände damit eingeschmiert. Das sollte Bakterien und Viren abtöten. Das Fläschchen konnte man in vielen verschiedenen Formen kaufen.

Lena: Anfangs gab es nicht genug Desinfektionsmittel für alle. Man hat es den Krankenhäusern und Ärzten gegeben, bevor der Rest der Bevölkerung sich daran bedienen durfte. Meine Familie hat damals, als es endlich wieder Desinfektionsmittel gab, gleich vorgesorgt und einen 10L Kanister gekauft… Natürlich ist das bis heute nicht aufgebraucht worden…

Guide: Nach fast einem Jahr wurde endlich ein Impfstoff gegen das Sars-Cov2 (Corona Virus) entdeckt. Es stellte sich die Frage: Wer darf der Erste sein, der über den Impfstoff verfügt? Welches Land bekommt wie viel? Es herrschte ein regelrechter Kampf um die Impfdosen und ein Wettkampf zwischen den Pharmakonzernen.

Lena: Ich wollte mich sofort impfen lassen damals, aber da ich erst 18 Jahre alt war, durfte ich erst nach den Risikopatienten, dem Krankenpersonal und eigentlich erst nach allen anderen geimpft werden. Aber naja, so war es eben damals. Durch viele Verzögerungen beim Liefern des Impfstoffes konnte ich dann erst mit 22 Jahren geimpft werden.
 

Raum 5:
Guide: Dieser Raum hat mit Amerika zu tun. In der Zeit der Corona-Pandemie war ein sehr gefährlicher Präsident in Amerika an der Macht – Donald Trump. Sie können ihn hier auf dem Bild sehen. Er glaubte nicht an das Virus. Deswegen gingen vor allem seine Anhänger mit dem Virus locker um. Viel zu locker. Nicht einmal Masken mussten getragen werden. Die Folgen waren insgesamt eine Million Todesopfer in den USA. Zum Glück trat 2021 ein neuer Präsident namens Joe Biden das Amt an. Er war Demokrat und wollte alle Fehler von Trump ausmerzen.

Lena: In dem Zusammenhang steht auch die Gruppe QAnon, eine Gruppe von Verschwörungstheoretikern. Zur damaligen Zeit waren ihre Mitglieder sehr präsent. Vor allem im Internet verbreiteten sie ihre absurden Theorien. Sie behaupteten, dass weltweit Kinder entführt würden, um aus ihrem Blut ein Lebenselixier zur Verjüngung zu gewinnen. Donald Trump soll angeblich gegen diese Entführungen gekämpft haben. Alles Humbug, wenn Sie mich fragen… Leider gibt es in Krisen mehrere solcher Theorien. Zum Beispiel soll auch Bill Gates, ein damaliger bekannter Unternehmer und Milliardär, den Virus mitentwickelt haben, um seinen Impfstoff dann verkaufen zu können, um so seine Milliarden zu Billionen zu machen.
 
Raum 6:
Lena: Dieser Raum hat viel mit mir persönlich zu tun. Als ich als Schülerin auch ins Home Schooling musste, haben wir uns immer über eine Plattform namens „Teams“ verständigt. Unser Schulleben fand ausschließlich am Laptop statt. Da meine ganze Familie im Home-Office oder Home Schooling war, musste jeder mit Ohrstöpseln arbeiten, damit niemand den anderen stört. Kennt ihr das noch? Es waren zwei kleine Lautsprecher, die mit einem Kabelverbunden waren.

 

Raum 7:
Guide: Nun ist unser Thema die Post. Damals in der Pandemie passierte gerade ein großer Umschwung: Da sich viele Menschen nicht sehen konnten, schickte man sich viele Pakete, zum Beispiel zu Weihnachten. Man sah, dass die Post komplett überlastet war, die Postboten mussten Tag und Nacht und sogar am Wochenende arbeiten, um die ganzen Pakete rechtzeitig auszuliefern. Man fing an, an Drohnen zu tüfteln, die dann automatisiert Pakete ausliefern können. So wie ihr es heute kennt, meine Kinder.

Raum 8:
Lena: Ich muss sagen, die Menschen war vor der Pandemie sehr komisch. Sie haben alle nur für sich und gegeneinander gelebt. Mir persönlich waren alle ein bisschen zu verliebt in materielle Sachen… Niemand hat es mehr geschätzt, wirklich gesund zu sein und so in Österreich zu leben, wie wir es dürfen. Wir waren eine Generation die nicht wusste, was es heißt, auf der Flucht zu sein oder hungern zu müssen. Während der Pandemie hat sich das bei mir 100% geändert. Ich habe unter der Woche kaum Zeit mit meiner Familie verbringen können, da jeder arbeiten war und spät heimkam, etc. Ich habe es echt geschätzt, einmal so viel Zeit mit den Familiengmitgliedern verbringen zu können. Das Bild hier im Raum soll für den Zusammenhang in der Gesellschaft stehen. Viele, vor allem ältere Menschen wie meine Großeltern, die Risikopatienten sind und nichts anderes das ganze Jahr taten als zu verreisen, waren plötzlich nur daheim und auf uns angewiesen. Ich habe auch oft für meinen Nachbarn eingekauft, damit er sich keinem Risiko aussetzt. Jeder hat angefangen, wieder dankbar zu sein und andere mehr zu schätzen.

 

Raum 9:
Guide: Jetzt können Sie ein paar ausgewählte Objekte betrachten, die die Leute in der Zeit gesammelt haben. Besonders am Anfang wusste man nicht genau, was passiert und wie es weitergehen soll. Die Menschen bekamen deswegen Angst und fingen an, Lebensmittel zu horten. Viele Regale waren deswegen komplett leer und man konnte sie nicht so schnell auffüllen. Besonders Nudeln, Reis und verschiedene Dosen wurden gekauft, um für einen Notfall vorsorgen zu können. Mindestens gleich wichtig wie Lebensmittel war für die Menschen Klopapier.

Lena: Es war einfach nicht mehr normal, dass die Menschen so viel Klopapier gekauft haben. Es gab Kämpfe im Supermarkt! Zum Glück haben die Menschen schnell begriffen, dass es genügend Versorgung für alle gibt, und so hat sich das Horten langsam gelegt. Das Bild hier mit dem Gemüse soll zeigen, dass auf das regionale Einkaufen wieder mehr geachtet wurde. Vor allem meine Familie hat einen Wandel hinter sich. Seit der Pandemie kaufen wir gezielt Bio-Produkte (Obst, Gemüse, Fleisch, Eier, Säfte, etc.) vom Bauern aus unserem Ort.
 
Raum 10:
Lena: Der letzte Raum steht auch in persönlicher Verbindung zu mir. Ich fing an, viel Sport zuhause zu machen. Ich habe auch Yoga gemacht und meditiert. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal tun würde, aber es war eine Abwechslung zum monotonen Alltag im Lockdown. Uns war so fad, dass meine Schwester und ich sogar wieder angefangen haben, die Spar-Pickerl zu sammeln und sie im Stickermania-Buch einzukleben. Das habe ich noch nie gemacht. Verrückt!
Außerdem hat meine Familie nun oft Zeit gehabt, um etwas zu spielen. Jeden Abend haben wir zusammen etwas gespielt. Sogar Brettspiele wurden wieder aus dem Keller geholt. Kennt ihr das noch oder kennt ihr nur noch die Online-Versionen von Mensch ärgre dich nicht und Co.? Es war eine sehr lustige Zeit. Alles war anders. Wir haben uns in der Familie darüber gestritten, wer mit dem Hund spazieren gehen darf. Ich glaube, unser Hund war echt sauer auf uns, weil er so viel hinaus musste mit uns. Das Leben wurde ruhiger. Man hatte wieder mehr Zeit für sich und seine Lieben. Hoffen wir, dass ihr so eine Situation nie erleben müsst.

Guide: Wir sind nun am Ende der Führung angekommen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Und denkt daran: In so einer Welt leben zu dürfen, wie ihr es heute tut, ist ein Privileg. Es geht schneller, als man denkt, und sein ganzes Leben kann sich ändern.

Auf Wiedersehen!